Als ich in der Küche Limonade mische, fragt mich JC vom Sofa aus, ob ich an den Himmel glaube. Ich weiß nicht, sage ich.
Wie stellst du es dir vor? fragt sie.
Früher hatte jemand zu mir gesagt, wenn ich Himmel hörte, sollte ich einfach an das denken, was ich am liebsten tat – und dann: das Gefühl, das man hatte, wenn man es tat, mal eine Million, das ungefähr wäre es. Mir war dazu nie etwas eingefallen, aber ich sage es trotzdem zu JC.
Vielleicht schlafen, sagt sie.
Ich bringe die Limonade ins Wohnzimmer: gepresste Zitrone mit Eiswürfeln und Leitungswasser. JC sitzt da in ihrem weißen Frotteemantel, den sie jetzt immer trägt. Sie hat Muhammad Ali gegen Joe Frazier kämpfen sehen. Ich sage ihr, ich glaube nicht, dass Muhammad Ali je so einen Mantel getragen hat. Ich denke an den Mantel, den er in Kinshasa trug, bevor er gegen George Foreman kämpfte: weiß zwar, aber glänzend, mit einem hohen dunklen Muster an den Rändern, wie die Silhouette einer afrikanischen Stadt.
JC zuckt nur die Schulter.
Float like a butterfly, sting like a bee, sagt sie und macht eine schnelle Bewegung mit den Handgelenken. Dann rührt sie Zucker in ihre Limonade.
Vielleicht hatte es damit angefangen, dass jemand, den sie nicht kannte, ohne besonderen Grund zu JC gesagt hatte, sie sei wie Jeanne d'Arc. Wir hatten im Garten gesessen, unter den Fliederbüschen, und Französisch gesprochen. Oder: es versucht. Vielleicht war es auch die Frisur, zu einem Teil.
Wenn ich nach Hause komme, sitzt JC am Küchentisch und trinkt Kaffee in ihrem Muhammad-Ali-Mantel. Sie ist gerade aufgestanden, hat vielleicht die Blumen gegossen oder etwas Zeitung gelesen. Ich setze mich zu ihr, sie stellt mir eine Tasse hin, und dann erzählt JC, was sie geträumt hat.
Manchmal erinnere ich mich auch an etwas, dann sage ich es ihr. Es sind die Träume, die jeder kennt: Man ist wieder in der Schule oder an der Universität. Man hat diese Ahnung, dass etwas fehlt – eine Prüfung? Stunden, die man dort hätte verbringen sollen? Nur halb glaubt man, nicht das Recht zu haben, zu gehen. Und so ist man auch nur halb anwesend; alles spielt sich fern von einem ab, weit vorn in den ersten Reihen oder in anderen Räumen, deren Türen man auf den Fluren nicht wiederfindet.
JC träumt anders. In letzter Zeit träumt sie meistens von dem Präsidenten der USA. Zum Beispiel sitzt er an einem Frühlingstag im Garten auf einem weißen Sofa. Er sitzt einfach so da, in seinem Garten, sehr ruhig. Nur einmal lehnt er sich ganz weit nach vorn, als würde er etwas sehr Kleines auf dem Rasen unter dem Sofa suchen. Er streicht mit der Hand über das Gras und man kann hören, dass er leise sagt: Everything is just so … incredible.
Nur einmal habe ich etwas geträumt, das mit JCs Träumen mithalten konnte. Ich träumte, ich hätte den weißen Mantel von Muhammad Ali, und ich lief damit durch die ganze Stadt. Es war nicht die Stadt, in der ich lebe. Vielleicht war es Kinshasa. Nach einer Weile wurde der Weg staubig und war von großen grünen Blättern gesäumt. Meine Hände waren bandagiert und ich trug die Schuhe eines Boxers. Niemand sah mich, und es passierte nichts. Ich lief einfach, bis an die Ränder der Stadt und darüber hinaus, immer weiter.
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